Spaziergang in Villeneuve-lez-Avignon
Zwischen Königreich Frankreich und Papsttum
Rechts der Rhône befindet sich Villeneuve-lez-Avignon, eine Stadt, die sich stolz gegen Avignon behauptet. Als ehemalige Grenzstadt und Festung des französischen Königreichs und Lehen Philipps des Schönen verkörperte die Stadt mit königlichem Status lange Zeit eine Gegenmacht zum Papsttum. Villeneuve-lez-Avignon, Residenz der Kardinäle am päpstlichen Hof in Avignon und später Urlaubsort für den Adel und die Großbourgeoisie, verfügt über ein außergewöhnliches Kulturerbe. Zwischen Herrenhäusern, militärischen Anlagen, Klöstern und Kardinalspalästen hat die Stadt nichts von ihrer Pracht eingebüßt! Entdecken Sie die Stadt bei einem Tagesausflug im Frühling.
Dauer:
1 Tag
Typ:
Besichtigung
Die Abtei Saint-André
Oase der Ruhe mit Blumen, Kultur und Architektur
Heute wird dieses private Anwesen, das Anfang des 20. Jahrhunderts von Elsa Koeberlé restauriert wurde, von den Nachkommen von Gustave Fayet – Marie und Gustave Viennet – weitergeführt und beherbergt hinter seinen Mauern den Abteipalast aus dem 18. Jahrhundert, der mit wunderschön bepflanzten Flächen, Aussichtspunkten und Überresten von Kirchen aus dem 11. und 12. Jahrhundert aufwartet.
Im unteren Teil beginnen die Blumen bereits zu blühen und verheißen für die kommenden Wochen eine wahre Farbexplosion. Zwischen dem Seerosenteich, den Glyzinien der Pergola und den grünen Hecken können Sie sich auf bequemen Liegestühlen entspannen und dabei einen atemberaubenden Blick auf Avignon, den Papstpalast, die Alpilles und den Turm Philipps des Schönen genießen.
Lassen Sie sich anschließend von der Ausstellung über André Chamson, den Vater von Frédérique Hébrard, der Autorin von „La demoiselle d’Avignon”, verzaubern, bevor Sie sich aufmachen, um den naturbelassenen, terrassenförmig angelegten Garten zu erkunden. Dort oben kennzeichnet die kleine Kapelle Sainte Casarie, die von Olivenbäumen und mediterranen Pflanzen umgeben ist, den Gipfel des Mont Andaon.
Das Ganze ist eine regelrechte Liebeserklärung an die Poesie und die Schönheit der Natur, die Sie bei Ihrem nächsten Ausflug in die Region unbedingt entdecken sollten.
Hinweis
4 Gartenerlebnisse (Workshops, Yoga, Malen, nächtliche Führungen) und verschiedene Veranstaltungen (Lesungen, Musikensembles, Ausstellungen in den Innenräumen des Palastes und in den Gewölben) werden bis zum Herbst veranstaltet.
Das Fort Saint-André
Monumentale Türme als Symbol für die königliche Macht!
Gegenüber dem Eingang zum Abteigelände liegt das Fort Saint-André, das Ihnen für freie oder geführte (empfehlenswert, da es so viel zu lernen gibt!) Besichtigungen offensteht. Diese Festung wurde unter Philipp dem Schönen, dem damaligen König von Frankreich, erbaut und ist der Gründungsort von Villeneuve-les-Avignon. Die Gebäude sind heute einem Naturgarten gewichen – die Anlage ist ein Vogelschutzgebiet – doch die Stadtmauern, Wehrgänge und Türme lassen sich begehen und bieten ein 360°-Panorama von der Ebene bis zum Ventoux, der Rhône-Route und Avignon. Im Laufe der Geschichte diente die Festung abwechselnd als Gefängnis, Hospiz für verunglückte Soldaten oder als Garnison. Im 14. Jahrhundert vereinte sie die gesamte damalige Wehrarchitektur (Maschikulis, Mörderlöcher, Schießscharten). Heute steht sie zwar leer, aber ihre Mauern lassen sich noch immer erkunden und erzählen ihre Geschichte unter fachkundiger Führung und bieten so einen interessanten und lebendigen Einblick. Zahlreiche in den Stein geritzte Steinmetzzeichen, Botschaften und Zeichnungen zeugen noch immer von der Geschichte. Die Besonderheit der Festung ist zudem der vom König angestrebte gotische Stil auch innerhalb der Türme. Kreuzrippengewölbe, gemeißelte Sockel… Die Festung wimmelt von historischen Details, die teils tragisch, teils mystisch sind. Sehenswert!
Schon gewusst?
Die Festung ist Eigentum der Nationalmonumente Frankreichs und organisiert regelmäßig thematische Ausstellungen und Veranstaltungen.
Das Wort des Experten
Im späten Mittelalter, Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts, fand eine Eiszeit statt. Zu dieser Zeit war die Rhône teilweise mit Eis bedeckt und wurde um mehr als 900 Meter nach Avignon umgeleitet.
Das lokale Leben
Jeden Donnerstag findet in Villeneuve-lez-Avignon auf dem Grand-Place am Stadteingang der Markt statt, welcher am Samstagmorgen vom Trödelmarkt abgelöst wird, der zahlreiche Besucher anzieht. Diese beiden qualitativ hochwertigen Veranstaltungen sind bei den Einheimischen sehr beliebt.
Man kommt aber auch zum Mittagessen nach Villeneuve, stattet den kleinen Geschäften einen Besuch ab oder schlendert einfach durch die Gassen am Rande der Festung oder entlang des Kanals. Zahlreiche Restaurants bieten abwechslungsreiche Speisekarten (französische, vegane oder ausländische Küche, Weinbars) und Terrassenplätze an. Sobald die Sonne scheint, ist es nicht mehr zu übersehen, dass ein entspannter Ausflug in die fußgängerfreundliche Dorfmitte ein beliebter Ausflug ist!
Der Turm Philipps des Schönen
Ein Beobachtungsposten über der Rhône
Der im späten 13. Jahrhundert von Philipp dem Schönen errichtete gleichnamige Turm beherbergte das andere Ende der Brücke von Avignon, bis diese schließlich ihre Bögen einbüßte. Damals überwachte der Turm einen der wichtigen Knotenpunkte des mittelalterlichen Midi, der aus dem Flusshandel auf der Rhône entstand, die eine natürliche Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und der Grafschaft Frankreich in den Händen der Germanen und später der Päpste darstellte.
Der ursprünglich zweistöckige Turm „Grosse Tour du Bout du Pont” wurde um einen Wachturm erweitert und durch ein Wohnhaus für den Gouverneur und Gebäude für die Garnison ergänzt. Von seinem Gipfel aus hat man einen außergewöhnlichen Blick auf Avignon und den Papstpalast, den Rhône-Arm und den Ventoux.
Hinweis
Im Jahr 2014 wurde ein Film gedreht, der die Überquerung der Brücke in 3D nachempfindet. Dieser ist ebenso wie weitere Dokumentarfilme über die Geschichte des Turms in einem Raum im Erdgeschoss zu sehen. Für Kinder gibt es außerdem ein Klangspiel.
Von der Anhöhe „Colline des Mourgues” ins Stadtzentrum
Die letzte Etappe dieses ersten Besuchstages führt uns von der Colline des Mourgues ins Stadtzentrum. Rund um den kleinen mediterranen Wald, der auf einem Felsen steht, befinden sich die Überreste des Palastes von Clemens VI., der damals aus einer Reihe von Bauten auf einer Fläche von 30 ha bestand und dessen Gesamtheit der Größe des Papstpalastes in nichts nachstand! Gegenüber überragt der Turm des ehemaligen Palastes des Kardinals von Giffon die Dächer des Stadtzentrums.
Viele Künstler wie Aragon und Elsa Triolet hatten im 18. und 19. Jahrhundert ihren Wohnsitz in Villeneuve. Da beide sehr vom lokalen Erbe inspiriert waren, schrieb sie hier „Les amants d’Avignon” (Die Liebenden von Avignon) und Aragon „Le médecin de Villeneuve” (Der Arzt von Villeneuve). Am Ende der Hauptstraße des Dorfes erhebt sich die heutige Kirche, die in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist, dessen Kreuzgang noch immer besichtigt werden kann. Nebenan, gegenüber dem Rathaus, stellt das Musée Pierre de Luxembourg Meisterwerke religiöser Malerei aus, insbesondere die sehr prestigeträchtige „Krönung der Jungfrau”, die die gesamte Bandbreite der mittelalterlichen Welt in sich vereint.