Boris Godunow

Wir befinden uns an der Wende zum 17. Jahrhundert in Russland. Da der junge Zarewitsch unter dubiosen Umständen ums Leben gekommen ist, bereitet sich die Menge darauf vor, Boris Godunow an die Spitze des Reiches zu setzen, ohne zu ahnen, dass der kühne Intrigant niemand anderes als der Mörder des rechtmäßigen Erben ist. Während seine Feinde sich zu seinem Sturz verschworen haben, wird der neue Zar von Gewissensbissen geplagt, die ihn bald an den Rand des Wahnsinns treiben ... Mussorgskis „Boris Godunow“ basiert auf wahren Begebenheiten und ist eine eisige Parabel über politischen Ehrgeiz. Die Oper begnügt sich nicht mit einer einfachen historischen Chronik: Sie ist ein zutiefst mystisches Werk, das an die größten Shakespeare-Tragödien anknüpft und das Wesen der Macht, aber auch von Verbrechen und Strafe hinterfragt. Doch „Boris Godunow“ stellt der Fabel des einsamen Tyrannen auch die Fabel des russischen Volkes in seiner ganzen Vielfalt gegenüber, dessen Beharrlichkeit in einem selten dagewesenen Ausbruch choraler Macht zum Ausdruck kommt. Denn es sind auch diese kleinen Leute, die gegen ihren Willen in den großen Marsch der Geschichte hineingezogen werden, die Mussorgski mit offensichtlichem Vergnügen und manchmal sogar mit einem ausgeprägten Sinn für Komik zu charakterisieren versucht ... Diesem grandiosen Fresko mit epischen Ausmaßen, diesem atemlosen psychologischen Thriller kommt die meisterhafte Produktion Jean-Romain Vesperinis zugute, der mit Subtilität und Intuition alle Schattierungen dieser unvergesslichen Partitur hervorhebt.

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