Luisa Miller

Als Drama der Missverständnisse und Hindernisse ist „Luisa Miller“ eines jener düsteren, bitteren Werke, deren Tragödie einen bleibenden Eindruck hinterlässt – umso mehr, als diese scheinbar vermeidbar gewesen wäre. Es wird das furchtbare Unheil gezeigt, das über ein junges Paar hereinbricht, dessen aufrichtige Liebe sich nicht gegen die Last der Traditionen und seine familiäre Vorgeschichte durchsetzen kann.
Der Generationenkonflikt in „Luisa Miller“ steht auch für die Tragödie einer ganzen Epoche, die zwischen dem absolut nicht mehr zeitgemäßen Feudalismus und den Freiheitsträumen einer Jugend hin- und hergerissen ist, die von den Idealen der Aufklärung beseelt ist – den Idealen, die auch Schiller in dem Originalstück inspirierten. Als Verdi siebzig Jahre später dieses Thema wieder aufgreift, schildert er mit unerbittlicher Logik das Scheitern dieser Revolution, die auf dem Altar des Konservatismus geopfert wurde, und die gescheiterte Emanzipation der Kinder, die für immer in den Entscheidungen ihrer Eltern gefangen sind. Aber um die Grausamkeit der sich um die Figuren zusammenziehenden Schlinge wieder gut zu machen, bietet uns der Komponist von „Rigoletto“ und bald auch von „La Traviata“ Passagen voller Lyrik und Verzweiflung, wobei er die Szenen der Konfrontation und die der Niedergeschlagenheit mit derselben Intensität belebt.
Die beklemmende Abgeschlossenheit der zu wenig bekannten Oper offenbart sich in der Produktion von Frédéric Roels auf sensationelle Weise, da dieser wie nur wenige für die zeitlichen Dissonanzen empfänglich ist, die den Rhythmus dieses Werkes voller Anmut, Traurigkeit und Sehnsucht bestimmen.

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